Im letzten Beitrag habe ich kurz notiert, wie man mit aktueller Software und relativ günstiger Hardware zu einem virtuell begehbaren Raum kommt. Solche virtuellen Rundgänge können fürs Marketing, für die Ausbildung oder natürlich für die Immobilienbranche wichtig sein.
Heute zeige ich, wie ich den virtuellen Rundgang durch das eduLAB in Basel mit der Software «Metareal» erstellt habe. Basis dafür waren Fotos aus einer InstaOne X-Kamera, die ich auf einen Monopod gestellt hatte.
Schritt 1: Referenz-Szene bearbeiten
Nachdem ich meine Fotos von der Kamera genommen habe, hübsche ich sie in Lightroom ein bisschen auf. Dann lade ich die Fotos auf das Portal von Metareal hoch. Ich erstelle einen ersten Raum und ordne diesem die entsprechenden Fotos zu.
Im ersten Schritt muss ich mich für ein Referenzfoto entscheiden. Mit dem Referenzfoto erstellt man die grundlegende Geometrie des Raumes, darum sollte es mehrere Kriterien erfüllen:
- das Foto sollte in der Mitte des Raumes aufgenommen sein, damit die Geometrie möglichst unverzerrt ist.
- auf dem Foto sollte eine längere horizontale Strecke des Bodens sichtbar sein.
- optimalerweise sieht man alle relevanten Ecken, an denen sich der Grundriss des Raumes festmachen lässt.
Nun markiere ich im Foto die Bodenebene, indem ich mit einem Pfadwerkzeug einer möglichst langen horizontale Strecke einer Bodenleiste nachfahre. Danach mache ich dasselbe in der Vertikalen, in dem ich mehrere senkrechte Kanten von Wänden, Fenstern, Türen oder auch Möbeln markiere. Diese Informationen helfen der Software, das Panorama-Bild richtig zu entzerren.
Danach baue ich die Geometrie des Raumes. Das ist ganz einfach, denn Metareal bietet mir ein Werkzeug, mit dem ich eine Raumecke um die andere anklicken und so den Grundriss aufspannen kann. Ein intelligenter Snap-Mechanismus hilft mir dabei, von Beginn weg die rechten Winkel optimal zu treffen. Auch die Deckenhöhe lässt sich durch Verschieben der weissen Hilfslinie schnell einstellen.

Schritt 2: weitere Fotos hinzufügen
Ist das Referenzbild erfasst, füge ich alle anderen Bilder des Raumes zum Modell hinzu. Letztlich zeigen ja alle Bilder denselben Inhalt, allerdings eben von verschiedenen Standorten aus.
Auch hier hilft mir die Software mit entsprechenden Werkzeugen. Ich wechsle wieder in die Von-Oben-Herab-Perspektive und kann nun mein Foto solange bewegen, drehen und skalieren, bis es möglichst gut auf den Raumgrundriss passt. So passe ich jedes Foto in die Raumgeometrie ein.

Schritt 3: Räume verbinden
Schritt 1 und 2 führe ich für jeden einzelnen Raum der Wohnung oder des Gebäudes aus. Die Räume können dabei übrigens auch über mehrere Stockwerke gehen – das gibt einfach etwas mehr zu tun.
Damit aus den einzelnen Räumen nun eine ganze Wohnung wird, muss ich die Räume noch verknüpfen. Das geschieht durch das Markieren von Durchgängen und Türen. Diese kann ich in jedem Raum als 3D-Objekt einpassen und benennen.
Im angrenzenden Raum kann ich eine bestehende Tür dann einfach einfügen und verankern. So bekommt die Software automatisch die Information, wie die einzelnen Räume zueinander angeordnet sind.

Schritt 4: Feinarbeiten
Hat man einen ersten Grundriss, merkt man schnell, wo die Geometrie noch nicht ganz stimmt. Dann muss man in den einzelnen Räumen korrigieren. Das ist eine etwas fisselige Feinarbeit, denn man kann mit wenigen Eingriffen die Raumgeometrie buchstäblich aus dem Lot bringen.
Für die visuelle Aufbereitung des virtuellen Raumes hilft es auch, wenn grössere Möbel, Fenster und Nischen als 3D-Objekte erfasst werden. Dazu gibt es einfache Werkzeuge, mit denen man die grundlegenden Formen erzeugen, anpassen und im Raum positionieren kann.
Alles sehr visuell und intuitiv gehalten.
Schritt 5: Publizieren
Hat man alles beisammen und stimmt der Grundriss, kann man den virtuellen Raum publizieren. Das Rendering und das Hosting geschieht dabei auf der Plattform selbst und da kommen dann auch die Kosten: Ab einer bestimmten Menge Publikationen wird Metareal kostenpflichtig. Das ist ein faires Modell, denn so werden die regelmässigen User zur Kasse gebeten, während einzelne Ausprobier-Projekte kostenlos bleiben.

Bei der Publikation kann man den virtuellen Raum natürlich über verschiedene Parameter gestalten und auch Hotspots einfügen. Das können simple Markierungen oder gar 3D-Objekte sein, die im Raum rumliegen und auf die man im Rundgang klicken kann, um weitere Informationen oder Links zu erhalten.
Fazit
Das Erstellen eines virtuellen Raums ist mit Metareal keine Hexerei und macht Spass. Dabei wird das räumliche Sehen und Verstehen herausgefordert. Vielleicht mal eine spannende Idee für ein Klassenprojekt, um Geometrie auf eine andere Art kennenzulernen?