Dieses Interview bringt viele wichtige Aussagen zusammen. Nicht einfach jedem Experten glauben. Selber Wissen aufbauen. Eine Landkarte des Wissens aufbauen. Und: Das Wissen der anderen anerkennen. Gemeinsam meistert man die heutige Informationsflut besser.

http://www.sueddeutsche.de/karriere/neuropsychologe-im-interview-der-blinde-glaube-ans-expertenwissen-ist-ein-zeichen-von-dummheit-1.3253380

Experten sind schnell zur Stelle

In den heutigen Medien sind Experten omnipräsent und schnell zur Stelle. Wildfremde Menschen geben Stellungnahmen zu allen möglichen Themen ab. Bei der Schnelllebigkeit der Medien fragt man sich manchmal schon, wie sich der Herr oder die Frau Experte in der kurzen Zeit denn wirklich eine sachliche Expertise bilden konnte. Oder hat er und sie nicht wie wir alle einfach CNN angeschaltet und sich dann seine Sache zusammengereimt?

Wissen und Lernen

Item: um das geht es eigentlich gar nicht. Viel wichtiger ist bei diesem Interview mit Neuropsychologe Ernst Pöppel eine Passage, die klug und verständlich beschreibt, wie eigentlich Lernen in der heutigen Welt funktioniert:

Ich verfechte eine Dreifachgliederung. Jeder sollte lernen, eine bestimmte Sache perfekt zu können. Man sollte sagen können: «Ich bin Spezialist. Ich bin der Beste darin, vielleicht sogar der Beste auf der ganzen Welt.» Zweitens sollte jeder die «Landkarte des Wissens in der Welt» kennen – eine Art kanonisches Wissen darüber, auf welchen Feldern es weitere Experten gibt. Das Dritte ist: Wenn ich weiß, dass andere in anderen Bereichen tiefe Löcher bohren, dann muss ich das anerkennen und wertschätzen.

Reines Wissen kann man heute überall und sofort googeln, bingen oder wikipedieren. Diese Werkzeuge ergänzen die Landkarte des Wissens, die aber nur funktioniert, wenn man vorher in einem Thema gut, ja der Beste geworden ist. Es geht nicht nur um Wissen, sondern auch um Erfahrung, Fertigkeit, Motivation, Feuer. Und dann drittens eigentlich das Wichtigste: Die Anerkennung und Wertschätzung des Wissens anderer. Schön.

Und grad nochmals etwas Medienkritik

Um nochmals auf die schnelllebigen Medien zurückzukommen: das Original-Interview mit Herr Pöppel erschien in der Süddeutschen Zeitung. Der Tagi hat das Interview im Rahmen der Medienpartnerschaft aufgegriffen und ebenfalls publiziert. Nicht ohne den originalen Titel noch etwas zu schärfen und zu beschleunigen. Aus «Der blinde Glaube ans Expertenwissen ist ein Zeichen von Dummheit» (SZ) wurde flugs das weitaus griffigere und rasantere «Der blinde Glaube an Experten ist dumm».

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