Evernote befindet sich seit wohl mehr als 10 Jahren auf all meinen Geräten. Meine Notizensammlung in Evernote ist umfassend, too big zu fail, würde ich fast meinen.

Leider hat sich Evernote in den letzten Jahren nicht mehr so richtig weiterentwickelt. Im Moment wird ein grosser Relaunch vorbereitet, auf den ich mich als langjähriger User sehr freue. Ob damit Evernote aber den verlorenen Boden wieder gutmacht, bleibt abzuwarten.

Was hat mich denn vor 10 Jahren so überzeugt, dass ich dem Tool so lange die Treue gehalten habe und mir sogar ein Pro-Abo gegönnt habe? Es sind mehrere Dinge.

Crossplatform

Zunächst einmal lebt Evernote auf allen erdenklichen Plattformen. Sogar auf meiner Apple Watch. Ich bin somit in der Lage, immer und überall Notizen zu machen. Auf der Watch natürlich in Form einer Sprachnachricht 😊

Synchronisation

Die Synchronisation zwischen den verschiedenen Welten geschieht dabei im Hintergrund ist absolut solide. Sie hat mich in all den Jahren nie im Stich gelassen. Dabei funktioniert Evernote auch offline: der gesamte Datenbestand wird lokal synchronisiert, sodass man auch ohne Netzwerkverbindung auf alle Daten zugreifen kann. Nebenbei hat man so auch gleich ein lokales Backup all seiner Notizen, was für mich ein wichtiges Kriterium ist.

Suchfunktion

Sind die Notizen (Text, Handschrift, Skizzen Clips, Audio) mal in Evernote drin, findet man sie auch wieder. Dies deshalb, weil Evernote eine extrem gute Suchfunktion mitbringt und auf dem Mac zudem über Spotlight durchsuchbar ist. Und weil eine Browser-Extension auf Wunsch dafür sorgt, dass mir bei einer Google-Suche parallel auch gleich noch meine eventuell schon vorhandenen Notizen in Evernote aufgelistet werden. Wie oft hab ich nach einem Thema gegoogelt, zu dem sich in meinen Evernote-Notizbüchern schon Aufzeichnungen befanden!

Mein Top-Feature in Evernote: Notizen verschlagworten – suchen – finden

Tags

Evernote hat von Beginn weg auf Tags / Schlagworte gesetzt. Während andere Tools wie Apple Notes, Goodnotes oder OneNote auf einer hierarchischen Organisation der Notizen in Ordnern und Listen beruhen, kann man in Evernote einfach alles in einen Pool schmeissen. Nimmt man sich die Mühe und vergibt zu jeder Notiz ein paar Schlagworte, dann ist das sehr viel weniger Arbeit und man findet trotzdem alles wieder.

Aufgrund der Schlagworte lassen sich auch ganz einfach Notizen zu einem Thema filtern und zu neuen Notizen zusammenfassen. Evernote bietet hier einige pfiffige Werkzeuge an, die einem helfen, seine Notizen zu sortieren.

Webclipper

Ein Killerargument für Evernote ist schliesslich der Webclipper, mit dem man Inhalte aus dem Browser in sein Notizbuch überträgt. Hat man im Internet einen spannenden Inhalt egal welcher Art gefunden, spediert man ihn auf Knopfruck in eine neue Evernote-Notiz. Dabei stehen einem verschiedene Formate zur Verfügung: man kann die ganze Webseite als Archiv speichern. Man kann den Inhalt um jeglichen Ballast (Werbung!) entschlacken und nur das Kondensatz speichern. Man kann einen Screenshot anlegen. Oder man speichert die Webseite als Bookmark.

Dabei kann man einen Kommentar mit abspeichern und natürlich gleich Tags vergeben. Dieser Webclipper ist in meinen Augen ungeschlagen, auch wenn OneNote das Konzept inzwischen schon recht gut kopiert hat 🙂 Auch Notion bietet einen Webclipper – an das Original von Evernote reicht aber noch keiner heran.

Artikel aus dem Publishingblog speichern? Kein Problem mit dem Webclipper

Was mich stört

All diese Funktionen (plus einige weitere wie zum Beispiel das Teilen von Notizen mit anderen Menschen) sprechen sehr für Evernote. Trotzdem wird Evernote in Zukunft wohl nicht mehr mein Lieblingswerkzeug sein.

Ein wesentlicher Grund dafür ist die fehlende Möglichkeit, Inhalte zu strukturieren. Zwar kann man wie in Apple Notes Schriftgrösse und -Aussehen verändern. Es wird aber dabei keinerlei semantische Information gespeichert. Das ist vor allem dann schade, wenn ich mehrere Kurznotizen zusammenfasse und mit eigenen Gedanken und Inhalten anreichere. Dann würde ich gerne hierarchische Titel setzen und Struktur geben. Das ist in Evernote nicht möglich.

Keine echten Strukturen, sondern leider nur Formate und Auszeichnungen.

Ein zweiter Grund ist für mich die fehlende Innovation. Evernote ist ein Arbeitspferd und funktioniert absolut zuverlässig. In den letzten 5 Jahren ist aber gefühlt keine einzige neue Funktion hinzugekommen. Andere Tools wie Notion bieten inzwischen völlig neue, spannende Ansätze – Evernote hingegen ist momentan damit beschäftigt, die Kernfunktionen völlig neu aufzubauen und konsistenter über alle Plattformen zu gestalten.

Auf Youtube gibt es dazu total spannende Einblicke behind the scenes. Ich hoffe, dass Evernote den Turnaround schafft und ich werde für den Moment auch noch nicht abspringen – zumal ich meine grosse Notizensammlung nicht von einem Tag auf den anderen aufgeben kann. Aber ich zweifle momentan noch etwas daran, dass Evernote den verlorenen Boden wieder gutmachen kann.

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