Das Streaming in Videokonferenzen kann man nicht nur über passende Hardware verbessern. Auch der Einsatz von spezieller Software gibt einem ganz neue Möglichkeiten an die Hand.

Ich hab ja Zoom…

… da kann ich schon so viel Zeugs einstellen. Warum soll ich das Setting noch komplizierter machen?

Berechtigte Frage.

Der Witz ist: mit dezidierter Software wird das Streaming in Zoom, Teams und Co. eher einfacher. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich alles an EINEM Ort einmal einstellen kann und dann nicht mehr in den individuellen Einstellungen jeder Software rumfriemeln muss.

OBS

Der Klassiker für besseres Videostreaming heisst OBS, was für Open Broadcast Software steht.

In OBS kann man verschiedene Video- und Audioquellen an einem Ort zusammenführen. Mit sogenannten Szenen kann ich mir verschiedene Settings und Kombinationen vorbereiten und speichern. Zudem kann ich die Szenen mit Overlays anreichern, kann dynamische Objekte und Informationen einblenden und kann mit Übergängen zwischen Szenen wechseln.

Man hat damit quasi ein eigenes kleines Regiepult vor sich, das sich – wenn mal alles eingerichtet ist – sehr einfach bedienen lässt (z.B. über ein Streamdeck). Den so zusammengesteuerten Stream kann man dann als virtuelle Kamera in Zoom und Co einbinden oder damit auch auf diversen Streaming-Plattformen wie Youtube, Facebook oder Twitch live gehen.

Das Bild zeigt die Benutzeroberfläche von OBS.
In OBS kann man verschiedene Szenen vorbereiten und auf Knopfdruck abrufen.

OBS ist Open Source und somit kostenlos. Es kann für verschiedene Plattformen heruntergeladen werden und wird sehr aktiv entwickelt. Neben der Core-App gibt es unzählige Plugins, mit denen man den Funktionsumfang erweitern kann.

Diese Offenheit ist zugleich der grösste Nachteil von OBS: man muss basteln wollen! Vieles funktioniert nicht out of the box und ist zudem ab und zu etwas buggy. Zum Glück ist OBS in der Gaming-Szene so beliebt, dass es buchstäblich Tausende von Youtube-Tutorials gibt, mit denen man die Bedienung von OBS erlernen kann.

Streamyard

Möchte man eine etwas einfacher zu handhabende Lösung, bietet sich Streamyard an. Streamyard läuft komplett im Browser und ist somit plattformunabhängig. Die Software ist sofort einsatzbereit und braucht keinerlei Installation.

Das Bild zeigt die Benutzeroberfläche von Streamyard.
Streamyard läuft plattformunabhängig im Browser.

Diesen Komfort muss man dann aber halt bezahlen. Streamyard kann man im Monats- oder im Jahres-Abo nutzen. Ich kann nur sagen: der Preis ist fair und wenn man häufig streamt, rechnet es sich schnell. Die unzähligen Stunden in OBS kosten ja schliesslich auch 😉

Ein herausragendes Feature in Streamyard ist übrigens der Interview-Modus. Ich kann mehrere Leute mit ihrem Video und Audio quasi am virtuellen Tisch versammeln und mit ihnen eine Diskusison oder ein Interview führen.

Was in Streamyard etwas verzwickt ist: ich kann den Stream nicht einfach an Zoom und Co übergeben, weil er ja in einem Browser läuft. Streamyard eignet sich somit weniger für Videocalls als vielmehr für echte Streaming-Events in Youtube, Facebook und Co.

Ecamm Live

Mein Favorit unter den Streaming-Apps ist Ecamm Live. Leider gibts dieses herausragende Tool nur für den Mac. Da funktioniert es dann aber so, wie man es von einer echten Mac-App erwartet: es funktioniert einfach und das alles mit einer sehr übersichtlichen und schönen Oberfläche.

Das Bild zeigt die Benutzeroberfläche von Ecamm Live.
Ecamm Live macht auf dem Mac alles möglich, was Streaming benötigt.

Ecamm Live kann alles, was OBS auch kann. Ich brauche aber nicht zu basteln oder mit Plugins zu hantieren. Ecamm kann es. Wie Streamyard verfügt auch Ecamm über einen Interviewmodus und weil es eine native Mac-App ist, kann ich den Stream über eine virtuelle Cam direkt in Zoom und Co. verwenden.

Besonders cool ist Ecamm, wenn man hinter sich einen Greenscreen aufbaut. Dann kann man sich selbst als Präsentator auf verschiedenste Weisen in einen Stream reinmontieren. Rund um mich herum kann ich so viele Ebenen platzieren wie ich will: mit Informationen, Slides, anderen Videos oder mit Overlays.

Ecamm Live läuft einfach. Installieren, Pro-Abo lösen und loslegen. Kostet 384$ im Jahr. Gibt auch günstigere Optionen, aber wenn man sich über eine virtuelle Cam in Zoom und Co. einbinden möchte, dann braucht es das Pro-Abo.

Geheimtipp: mmhmm

Wenn einem OBS zu frickelig und Ecamm Live zu teuer ist, man sich aber über eine virtuelle Kamera in andere Programme reinbeamen möchte, dann ist mmhmm der Geheimtipp.

Auch da kann man nach der Installation auf einem Mac oder bald auch auf Windows einfach loslegen. Man kann Videos vom Sprecher und einer separaten Präsentation vor einem attraktiven Hintergrund zu einem Bild zusammenführen und diese Komposition an andere Apps weitergeben.

mmhmm bietet viele praktische und witzige Einstellungsmöglichkeiten, z.B. die Big Hands. Die Software erkennt bestimmte Gesten wie den hochgehaltenen Daumen oder das Instagram-Herz und legt (auf Wunsch) automatisch eine Grafik drüber.

Mit dem Copiloten-Modus kann man auch in mmhmm verschiedene Interview- und Präsentationspartner «an einem Tisch» versammeln.

mmhmm kostet in der Pro-Version pro Jahr 99.99$. Für den Bildungsbereich gibt es zur Zeit noch die 1-Jahr-kostenlos-Aktion.

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