Wer wissen will, ob Adobe seine Hausaufgaben gemacht hat, der scrolle subito zum Ende dieses Posts. Wer etwas Geduld hat, der lese zuerst meine Ereiferung über Software-Hersteller, die ihre Hausaufgaben nicht machen.
Anfangs Woche hat Apple das neuste Desktop-Betriebssystem mit Namen Catalina veröffentlicht. Wer einen Mac sein eigen nennt, möchte natürlich gerne die neuen Features nutzen. Und aus Sicherheitsgründen ist es immer gut, neuste Betriebssystem-Versionen zu verwenden.
Leider sind im Netz schon einige Probleme mit dem neuen System aufgetaucht. In einigen Fällen muss Apple noch nachbessern, in vielen Fällen kann Apple aber herzlich wenig dafür, wenn Software nicht mehr läuft.
Developer-Betas seit Juli
An der Developer-Konferenz im Juli hat Cupertino klar deklariert, auf was es beim neuen System zu achten gibt. Dass man gedenke, den alten 32-Bit-Zopf abzuschneiden. Dass Extensions in Safari nur noch laufen, wenn sie nach neuster Technologie programmiert sind. Und dass man die Schraube beim Abnicken von Systemzugriffen nochmals anziehe, um Sicherheit und Privatsphäre zu erhöhen.
Im Apfel-Menü konnte man seit Juli unter «über diesen Mac» einen Systembericht aufrufen, der unter «Ältere Software» fein säuberlich auflistete, welche Software mit Catalina Probleme machen würde.
Und was machen die Softwarehersteller? Nichts, wie es scheint. Sie halten sich ruhig. Nur um dann in der Woche, in der Catalina erscheint, in den Supportforen tief vergraben die Hinweise aufzuschalten, dass die Software nicht mehr oder noch nicht laufe. Einige Entwickler sind so dreist, sich dann auch noch öffentlich über das unmögliche Gebahren von Apple zu beschweren.
Hallo? Gehts noch?
Liebe Softwarehersteller: als Käufer eures Produkts erwarte ich, dass ihr die 3 Monate zwischen Ankündigung und Veröffentlichung eines neuen Betriebssystems nutzt, um eure Software zu testen. Kommt mir nicht mit Ausreden – Überraschung und Sommerferien und so. Apple (und andere Systemhersteller) kommunizieren seit Jahren sehr transparent ihre Updatezyklen, die notabene auch jedes Jahr etwa ähnlich verlaufen.
Ich will, dass ihr – nachdem ihr getestet habt – klar kommuniziert, was Sache ist. Läufts noch? Gibts ein Update? Gibts eine komplett neue Version? Und vor allem: wann gibt es sie? Es ist mir egal, ob ihr im Oktober fertig seid – ich will nur Transparenz, sodass ich mich drauf einstellen kann.
Und ich will auf keinen Fall, dass ihr das System-Update nutzt, um mir neue Software-Versionen OHNE neue Features anzudrehen. Wenn ich eure Software kaufe, dann erwarte ich, dass ihr sie über die normalen Update-Zyklen der Systeme am Laufen haltet.
Adobe will offenbar Abos verkaufen
Und was ich wirklich perfid finde, ist, wenn ihr mich in Abomodelle zwingt, indem ihr die Abosoftware aktualisiert und alle Käufer von Einzellizenzen einfach mal im Regen stehen lässt. Und damit sind wir bei Adobe. Da lese ich im Supportdokument, dass Photoshop in der Abo-Version auf Catalina läuft – mit Kompatibilitätsproblemen (unter anderem beim Naming von Dateien beim Speichern, sic!)
Für Nutzer von Nicht-Abo-Lizenzen kommt dann der lapidare Hinweis «Adobe does not recommend that customers using old versions of Photoshop upgrade to macOS Catalina.» Sehr hilfreich, merci!
https://helpx.adobe.com/photoshop/kb/photoshop-and-macos-catalina.html#Knowncompatibilityissues
Dasselbe Bild bei Lightroom. Nur die neusten Versionen im Cloud-Abo laufen einigermassen rund.