Ich störe mich an dem «Wir schauen uns nicht mehr in die Augen»-Gap, der uns in Erklärvideos und Videocalls naturgemäss immer wieder begegnet. Der Speaker schaut zwar auf den Bildschirm, aber eben nicht direkt in die Webcam – und damit an mir als Betrachter vorbei.
Dabei halte ich es für sehr förderlich, wenn man sich eben direkt in die Augen schaut. Das schafft emotionale Nähe, schafft eine Verbindung.
Die Lösung: ein Teleprompter
Damit war für mich klar: ich brauche einen Teleprompter!
Den kann man sich mit ein wenig handwerklichem Geschick selber bauen. Dafür gibt es auf Youtube diverse Tutorials.
Da ich meine handwerklichen Grenzen kenne und akzeptiere, machte ich mich auf die Suche nach einem fertigen Produkt und bestellte mir schliesslich ein dieses Modell.
Das Prinzip ist simpel: man schraubt den Prompter auf ein Stativ. Dann legt man horizontal ein iPad in die vorgesehene Halterung. Über dieser Halterung befindet sich eine Glasplatte im 45°-Winkel, über die das Bild des iPads nach vorne gespiegelt wird.

Hinter der Glasscheibe bringt man eine Kamera (in meinem Fall eine Sony ZV-1) an und deckt diese mit dunklem Stoff ab, damit nichts reflektiert.
Fix installiert und in Betrieb genommen.
Rolling-Scripts
Im einfachsten Modus nutze ich den Prompter, um in einem Erklärvideo direkt in die Kamera zu sprechen. Über das iPad habe ich die Möglichkeit, mir mein Textscript einzublenden und den Text sogar automatisch vor meinen Augen abzuspulen. Für den Betrachter entsteht so der Eindruck, ich referiere frei in die Kamera. Dabei sehe ich im Spiegel ganz entspannt den vorbereiteten Text. Wenn ich diesen optimal positioniere (wenig Textbreite), dann merkt man auch nicht, dass meine Augen dem Textverlauf folgen.

Teleprompter-Apps
Um das Script auf dem iPad korrekt darzustellen und zu scrollen, braucht es eine dezidierte Teleprompter-App. Denn: es ist unumgänglich, dass ich das Script auf dem iPad spiegle, damit es über den Prompter-Spiegel in lesbarer Form auf mein Auge geworfen wird.
Ich kann die App «Teleprompter Premium» empfehlen.
Hier kann ich das Aussehen meines Scripts ganz genau einstellen, die Scrollgeschwindigkeit anpassen und sogar auf eine gewünschte Zeitdauer festlegen: die App spult mir mein Script dann so ab, dass ich bei der Aufnahme exakt in Time bin.
Die App hat auch sonst noch ein paar Tricks auf Lager: Zunächst kann ich sie auf die Schnelle auch ohne den grossen Teleprompter nutzen. Ich habe ja die Front-Cam des iPads oder des iPhones. Diese filmt mich, während direkt daneben in der App das Script abläuft.
Für den Einsatz im grossen Prompter habe ich über die App die Möglichkeit, die Scrollgeschwindigkeit remote zu steuern. Über einen Gamecontroller, eine Tastatur oder über mein iPhone, das über Bluetooth gekoppelt ist. Auch über die Apple Watch ginge es, das ist mir aber etwas zu fummelig.
Die App gibt es aber nicht nur für mobile Geräte, sondern auch für den Mac selbst. Scripte synchronisieren sich dabei über iCloud. Die Mac-App ermöglicht mir denn auch die absolute Königs-Disziplin: Zoom auf dem Teleprompter – doch dazu mehr im nächsten Beitrag.