Die Bilanz gibt einen schönen Ein- und Überblick über die Situation bei den Schweizer Verlagen, was die Produktion von E-Books angeht. Es wird viel ausprobiert, es entstehen proprietäre Lösungen, der Durchbruch lässt auf sich warten. #Verlage #Evolution #Geschaeftsmodelle #Zukunft
Aus dem angekündigten Klärungsversuch wird am Schluss im Artikel nicht allzu viel. Dies deshalb, weil meiner Meinung nach das Problem schon im Titel beginnt: solange wir von digitaler Buchkunst ausgehen, werden wir scheitern. Denn ein Buch ist ein Buch und ein Buch wird nie digital.
Natürlich soll uns das nicht davon abhalten, die Inhalte von Büchern digital aufzubereiten. Oder gar noch einmal ganz neu zu entscheiden, welche Inhalte sich denn für ein gedrucktes Buch und welche für eine digitale Screendarstellung und -interaktion eignen. Aber was macht es denn für einen Sinn, extra Software zu entwickeln, die versucht, die Typographie eines gedruckten Buches möglichst exakt auf verschiedene Bildschirme zu bringen?
(Die Software) soll Schluss machen mit typografischen Fehlern wie zerrissenen Satzspiegeln, falschen Trennungen oder Problemen beim Inhaltsverzeichnis.
Ein Buchlayout zeichnet sich dadurch aus, dass es genau auf einer wohl definierten Seite funktioniert. Das ist auf den Screens verschiedener Lesegeräte weder möglich noch relevant. Für Bildschirmlayouts ist einzig und allein wichtig, dass sie sich flexibel den Bedürfnissen der Leser und der Leserinnen anpassen. Die Leser bestimmen, auf welchem Gerät, in welcher Schrift, in welcher Schriftgrösse die Inhalte dargestellt werden sollen. Das Layout hat sich dem gefälligst anzupassen.
Screentexte müssen zudem anders strukturiert sein als Buchtexte. Und überhaupt: die Energie ist verschwendet, wenn wir uns nur darum bemühen, Texte und Bilder auf die Screens zu bringen. Die digitalen Möglichkeiten gehen so viel weiter. Nicht nur als Anreicherung zu Bild und Text, sondern als neue Erzählformen und als neue Produkte.
Insofern gehe ich mit Laurent Gachnang einig, der von neuen digitalen Produkten spricht:
Die Zukunft des E-Books sieht Gachnang in browserbasierten elektronischen Büchern, die ähnlich wie Websites gebaut sind und ohne Einbussen auf verschiedenen Endgeräten nutzbar wären.
Finden wir uns doch damit ab, dass die beste 1:1-Abbildung von gedruckten Büchern seit Jahren mit dem PDF-Format gegeben ist. Und investieren unsere freigewordene Energie in die Entwicklung von neuen digitalen Formen. Viele Inhalte sind vorhanden. Sie warten darauf, in neue Formen verpackt und mit zusätzlichen Inhalten ergänzt zu werden. Und sie dürfen in Form des klassischen Buches weiter bestehen bleiben.
Die Sache mit der digitalen Buchkunst
Schweizer Verlage tun sich angeblich schwer mit dem E-Book. Stimmt das? Und warum? Ein Klärungsversuch in der heimischen Branche. Via www.bilanz.ch