Als digitaler Nomade habe ich vor Jahren nach einer Form gesucht, mit der ich ein Wissensarchiv anlegen kann. Damals war die Auswahl an Programmen noch nicht ganz so gross und Evernote hatte sich grad ganz frisch auf den App-Markt begeben. Nun, ich hab’s ausprobiert und bin seither geblieben.
Tatsächlich findet sich in meinem Evernote-Archiv inzwischen ein grosser Teil meines gesammelten Wissens. Ich clippe wichtige Artikel, die mir im Netz begegnen, recherchiere gezielt zu Themen und baue dann in Evernote entsprechende Sammlungen auf. Irgendwann hab ich meine Browserbookmarks aufgegeben und die Favoritensammlung komplett in Evernote mirgriert. Mit dem Vorteil, dass ich mir zu jedem Bookmark auch noch einen Kommentar ablegen kann.
Evernote, mein digitales Hirn
In Evernote finden sich aber auch Rezepte, Restaurant-Tipps, Shopping-Ideen und Buchrezensionen. Und nicht zu vergessen: Diverse Checklisten, etwa für das Packen meiner Koffer vor einer Reise oder auch eine Liste mit dem Inhalt meiner diversen Technikkisten, die zuhause im Keller stehen.
Kurzum: Evernote dient mir als digitales Hirn, das ich täglich mit Wissen füttere und in dem ich das gespeicherte Wissen auch leicht wieder finde. A propos Finden: in Evernote funktioniere ich ganz nach dem Prinzip «Suchen statt Ordnen». Ich habe genau ein Notizbuch, darin befinden sich tausende von Notizzetteln. Bei jeder Notiz, die ich ablege schreibe ich ein paar Keywords und einen kurzen Kommentar hinzu. So finde ich alles. Schnell und einfach.
Was ich an Evernote mag
- Mit dem Clipper speichere ich schnell ganze Webseiten, Texte, Bilder, PDFs und Dateien. Funktioniert im Browser, auf Mac und Windows und auf allen mobilen Geräten.
- Schlagworte sind beim Clippen schnell vergeben und die schnelle einfache Suche hilft mir, mein Wissen auch wieder zu finden.
- In Evernote kann ich sehr einfach mehrere Notizen zu Summaries zusammenführen
- Im Browser werden mir bei einer Google-Suche auch die relevanten Evernote-Notizen eingeblendet. Sehr praktisch. So liefert mir oft nicht Google die Antwort, sondern mein eigenes Wissensarchiv.
- Evernote integriert sich in die Spotlight-Suche auf dem Mac oder in die Windows-Suche.
- Innerhalb von Evernote kann ich einfach Notizen verlinken. So entsteht mit der Zeit mein eigenes kleines Wiki.
Was ich an Evernote nicht mag
- die Benutzeroberfläche ist ok, aber etwas eigen
- kein strukturierter Editor (kein Markdown, keine Formatvorlagen wie Überschriften)
- keine Windows 10-App, bzw. eine nicht angepasste
- es kostet, zumindest wenn man Evernote so nutzen möchte wie ich es tue.
OneNote, das Notizbuch für zwischendurch
Seit ich parallel zu meiner Mac-Welt auch noch mit einem Surface Tablet unterwegs bin, habe ich begonnen, OneNote als Notizen-App zu verwenden. Soweit bin ich da ganz ordentlich zufrieden und OneNote ist inzwischen mein Cross-Plattform-Notizbuch. Zwar finde ich die apple-eigene Notiz-App eigentlich noch besser, aber die läuft halt nur im Apple-Universum. Und auf Windows 10-Geräten ist OneNote wirklich vorbildlich eingebettet. Aber eben: OneNote ist nur das schnelle Notizbuch. Mit vielen temporären Notizen, die schnell auch wieder gelöscht werden. Manchmal, aber nicht immer schaffen es Notizen aus OneNote ins persistente ewige Evernote-Wissensarchiv.
Was ich an OneNote mag
- läuft auf all meinen Geräten
- die Zeichenfunktion mit Stift ist richtig geil
- der Clipper ist auch sehr gut
- Übernahme der Notizen in andere Programme funktioniert bestens
- Formatvorlagen, die wenigstens ein wenig Strukturierung erlauben
- toll, dass so eine gute App kostenlos angeboten wird
Was ich an OneNote nicht mag
- ständig am synchronisieren, bzw. die Synchronisierung ist extrem langsam
- dauert beim Starten zu lange, gerade wenn man nur schnell mal eine Notiz machen will
- keine Verlinkungsmöglichkeiten zwischen einzelnen Notizen
- Die Suche ist umständlich. Ich muss – ich sag mal typisch Microsoft – zuerst entscheiden, wo ich suchen will. Warum nicht einfach ein Suchfeld und dann wird mal flott alles durchsucht?
- Eine Notiz lässt sich nicht in einem separaten Fenster öffnen, ich kann also nicht zwei Notizen nebeneinander stellen (was beim Schreiben von Artikeln unabdingbar ist)
Struktur oder Schlagworte?
Grösstes Manko bei OneNote bleibt für mich aber die Ordnungsstruktur: die strenge Hierarchie von Notizbüchern, Abschnittsgruppen, Abschnitten und Seiten ist mir zu starr. Da muss ich zuviel Zeit investieren. Zumal es so auch schwierig wird, eine Information in mehrere Kontexte zu setzen. Da ist ein Schlagwortsystem wie in Evernote einfach wesentlich schneller und flexibler. Inzwischen hat sich in Evernote eine recht unübersichtliche Menge an Schlagworten angesammelt, das stört mich aber nicht. Ab und zu gehe ich die Schlagwortliste durch und räume ein wenig auf. Ich hab übrigens auch keine Mühe, von Beginn weg die passenden Schlagworte zu finden, da im Clipper immer die bestehenden Tags vorgeschlagen werden, sobald ich mit der Eingabe eines Schlagworts beginne.
Nun macht dieses System nicht jeden glücklich. Aus meiner Erfahrung spaltet sich die Usergemeinde in Evernote-Fans und OneNote-Fans. Das entscheidende Kriterium ist dabei, wer seine Gedanken gerne wie ordnet: schnell, unkompliziert und vielleicht auch ein wenig unkontrolliert mit Schlagworten (Evernote) oder klar strukturiert und daher durch einfaches Browsen sofort auffindbar (OneNote).
Mein Tipp
Probiert beides aus. Von beiden Progis gibt es Gratis- und Testversionen. Die beiden Programme bieten grundsätzlich sehr Ähnliches und sind mächtige Wissenssammler und -speicher. Ob Text, Bild, PDF, Link, Audio oder Video. Alles ist schnell und unkompliziert in den Apps drin abgelegt. Danach kommt es halt ein wenig drauf an, was man mit den Notizen machen und wie man sie ordnen will. Und eines sei auch noch gesagt: wenn man sich für eines der beiden Systeme entschieden hat, dann bleibt man da. Eine Migration ist zwar möglich, aber sehr aufwändig.