Digital lesen
Wenn man wie ich gerne und oft Web-Artikel, RSS-Beiträge und Blogs liest, dann muss man sich einen guten Workflow zulegen, um das Gelesene zu sortieren, zu kommentieren und zu behalten. Im Unterschied zum Buch habe ich digital viel mehr Möglichkeiten, mit dem Gelesenen direkt weiterzuarbeiten. Und ich kann lesen, wann und wo ich will. Im Zug mit dem Smartphone, auf der Couch mit dem Tablet, am Pult mit dem Laptop.
In einem ersten Schritt ist es wichtig, dass ich überhaupt jene Beiträge finde, die lesenswert sind. Das erledigen mein gepflegtes RSS-Feedly und ein paar Google Alerts zuverlässig. Dazu kommen noch die sozialen Medien, Medium, Newsletter und andere Quellen, in denen immer wieder wichtige Artikel auftauchen.
Meist habe ich nicht direkt Zeit, um zu lesen. Ich sehe den Artikel und speichere ihn für später. Hier leistet mir seit Jahren Pocket gute Dienste. Die Plattform ist immer und überall erreichbar, sei es über eine App, über Browser-Erweiterungen oder über Sharing-Extensions. Da Pocket seit einigen Jahren zu Mozilla gehört, ist die Technologie im Firefox-Browser direkt integriert. Beliebte Alternative für Pocket ist Instapaper, welches genau so gut funktioniert.
2-3mal täglich gehe ich dann diese Sammlung durch und lese konzentriert. Beiträge und Artikel, die ich einfach zur Kenntnis nehmen kann, sind dann erledigt. Allenfalls gibt es in Notion eine Notiz dazu oder ich lege ein Bookmark an.
Beiträge, die ich noch intensiver verarbeiten möchte, kommen in eine separate Leseliste. Von dieser zücke ich immer mal wieder einen Artikel, lese, markiere, kommentiere und ergänze meine Gedanken, meist ebenfalls in Notion. Ich weiss: aus diesem Artikel werde ich irgendwann was machen können, sei es in Projekten, in der Kommunikation oder in der wissenschaftlichen Bearbeitung.
It matters
Diese Leseliste führe ich seit einiger Zeit in der Matter-App. Lange war die App in einer geschlossenen Preview. Seit einigen Tagen ist sie in einer öffentlichen Beta. Matter macht – einfach gesagt – fast alles besser als Pocket und Instapaper. Das liegt daran, dass sowohl Pocket und Instapaper in den letzten Jahren stehen geblieben sind. Ab und zu kam ein Wartungsupdate, aber wirklich bewegt hat sich nichts mehr. Das ist sehr schade, denn eigentlich wird das digitale Lesen ja immer wichtiger und beide Apps hätten ihre Marktposition ausbauen können.
Nun gibt es also Herausforderer. Matter nimmt Artikel über Sharing- und Browser-Extensions entgegen. Hier übrigens der einzige Grund, warum ich wie oben beschrieben überhaupt noch Pocket nutze: Matter bietet als Neuling einfach noch nicht die Verbreitung und Anbindung zu anderen Apps. Kommt aber sicher noch und dann kann ich Pocket abstellen.
Zurück zu Matter: auch hier landen alle gespeicherten Artikel erst mal in einer Queue. Von dort öffne ich die Beiträge in einer speziellen Leseansicht, die mir Werbung und sonstigen Kram ausblendet. In dieser Ansicht kann ich nun Texte markieren und auch gleich kommentieren. Auf Wunsch kann ich mir den Text auch vorlesen lassen – zurzeit funktioniert das allerdings erst für englische Texte.
Ich kann Beiträge taggen und in verschiedene Ordner ablegen. Bei mir wandert nach dem Lesen einfach alles ins Archiv, das ich problemlos durchsuchen und einsehen kann. Alle Markierungen und Kommentare werden im Hintergrund mit Notion synchronisiert, sodass ich da in der letzten Phase der Bearbeitung mit meinen Notizen weiterarbeiten kann.
Matter ist aber nicht nur Reader, sondern auch Quelle. Ich kann meinen Lieblingsautoren direkt in Matter folgen und bekomme ihre neusten Artikel direkt in meine Inbox. Im Gegenzug kann ich in Matter meine gelesenen Artikel samt meinen Kommentaren posten. Andere Matter-User können also bei mir mitlesen.
Matter ist erst der Anfang
Mit Matter komm ich in meinem Digital-Lesen-Workflow also endlich weiter. Die App ist zuverlässig, schnell und bietet mir alle Funktionen, die ich brauche. Das ist hochwillkommen, zumal sowohl bei Pocket wie auch bei Instapaper in den letzten Jahren keine Entwicklung mehr zu spüren war.
Matter wird aber bald auch selbst wieder Konkurrenz bekommen. Und zwar von Readwise. Auch das ein Tool, welches ich bereits im Einsatz habe. Es hilft mir, meine Notizen aus diversen anderen digitalen Lese-Quellen wie E-Books, PDFs, Medium oder Hypothesis direkt in einem Tool zu sammeln und an Notion zu übergeben. Das Vorgehen habe ich bereits mal in einem Beitrag beschrieben.
Nun hat Readwise unlängst angekündigt, dass auch sie einen neuen Readermodus anbieten werden. In einem Blogbeitrag werden die Motivation und die Funktionen ausführlich beschrieben. Sobald das Tool verfügbar ist, werde ich hier natürlich wieder darüber berichten.